nachdem C. P. E. Bach 1775 (→ BR-CPEB Df 8.1) eine gekürzte Fassung der Lukas-Passion
von G. A. Homilius aufgeführt hatte (auf der auch die Lukaspassion von 1783 basiert
→ BR-CPEB Dp 8.2 ), griff er für BR-CPEB Dp 6.2 auf die 1771er Passion (BR-CPEB Dp
6.1) nach Telemann zurück. Basis für die Ausarbeitung der neuen Passionsmusik für
1779 dürfte dabei die für 1771 angefertigte Partitur der Telemannschen Teile gewesen
sein. Abweichend zu BR-CPEB Dp 6.1 ist der zweite Evangelist hier aber – wie bei Telemann
– einem Alt und nicht einem Sopran zugeordnet. Damit fallen auch die Änderungen der
Partie zwecks Ambitusanpassung, die C. P. E. Bach für die 1771er Passion vornahm,
hier nun wieder heraus, und die Partie folgt enger dem Telemannschen Original. Während C. P. E. Bach den Passionsbericht und die Choräle komplett aus der für 1771
angefertigten Partitur übernahm, hat er wie immer die freien Bestandteile ausgetauscht.
Als Eingangschor verwendete C. P. E. Bach den Schlusschor der Johannes-Passion von
G. A. Homilius, allerdings nur die ersten drei Strophen (die letzten beiden Dur-Strophen
wurden weggelassen). Von den sechs Arien lassen sich vier in Einführungsmusiken der Jahre 1771 (Satz 22:
Einführungsmusik Schuchmacher BR-CPEB Fp 44), 1775 (Satz 7 und 11: Einführungsmusik
Friderici (?) BR-CPEB Fp 52) und 1777 (Satz 19: Einführungsmusik Gerling BR-CPEB Fp
54.1) nachweisen; bei drei Arien handelt es sich um Parodien nach Arien von Benda
(Satz 7 und 19) und Homilius (Satz 11); Satz 4 ist der Johannes-Passion 1772 (BR-CPEB
Dp 7.1/5 („Liebste Hand, ich küsse dich“)) entnommen, der auf einer Arie aus Stölzels
„Sechs Geistliche Betrachtungen des leidenden und sterbenden Jesu“ (II. Betrachtung,
Satz 3) basiert. Satz 24 geht auf eine Arie aus Bendas Kantate „Das Jahr stürzt hin“
(Lor 515) zurück. Bei den beiden Accompagnements Satz 6 und Satz 21 dürfte es sich
um Neukompositionen für die Passion handeln. Die Aufführungen an den Passionssonntagen fanden nach einem lange etablierten Rhythmus
in den Hauptkirchen Hamburgs statt. Weitere Aufführungen an Werktagen können ferner
in den Nebenkirchen angenommen werden.
Pasticcio mit Kompositionen von C. P. E. Bach, G. A. Benda, G. A. Homilius, G. H.
Stölzel und G. P. Telemann, aufbauend auf der Lukas-Passion 1771 (BR-CPEB Dp 6.1). Die originalen Aufführungsmaterialien teilen die Sänger zu drei Singstimmen mit: Die
beiden Tenorstimmen wurden von Johann Heinrich Michel und [Johann Georg?] Hartmann
gesungen, der Bass-Evangelist von Johann Andreas Hoffmann.
Text des Vokalwerks
1. Passionsbericht Satz 3, 5, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20 und 23: Lk 22,39 bis 23,46 2. Choräle Satz 2: M. Luther, „O Lamm Gottes unschuldig“, Strophe 1; Satz 9: P. Gerhardt, „O Welt, sieh hier dein Leben“, Strophen 3 u. 4; Satz 13: E. C. Homburg, „Jesu, meines Lebens Leben“, Strophe 2; Satz 15, 17: J. Heeermann, „Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen“, Strophe 5
u. 7; Satz 25: H. Bonnus, „Ach, wir armen Sünder“, Strophe 4 3. Übrige Sätze Satz 11 und 19: Balthasar Münter (1735–1793), „Geistliche Cantaten von Balthasar Münter“,
Göttingen und Gotha 1769, Kantate XVIII „Die Gottheit Jesu“, Satz 5 (S. 68) und I
„Heiligkeit der Christen“, Satz 3 (S. 2f); Satz 1, 4, 6, 7, 21, 22, 24: unbekannt.