Grundlage für die dritte Matthäus-Passion C. P. E. Bachs bildete erneut die Matthäus-Passion
von 1769 (BR-CPEB Dp 4.1). Ausgetauscht wurden aber alle Kompositionen über freie
Texte. Für diese griff C. P. E. Bach auf eine ungewöhnlich große Zahl an verschiedenen
Vorlagekompositionen zurück: zwei Kantaten von G. A. Benda, eine Kantate von G. A.
Homilius und eine italienische Kantate von C. H. Graun sowie auch auf eigene Kompositionen:
Drei Arien stammen aus Bachs Einführungsmusik Palm von 1769 (BR-CPEB Fp 42), und der
erste Chorsatz (Satz 2) erweist sich als Bearbeitung eines Gellert-Liedes (→ BR-CPEB
H 1/14). Um den Kopisten das Zusammenstellen der Stimmen nach diesen vielen verschiedenen
Vorlagen zu erleichtern, legte Bach eine Verlaufspartitur an, die auch vollständige
Partituren einiger Sätze enthält. Weitere Quellen sind verloren. Sicher annehmen können
wir die Niederschrift der Singstimmen zu Satz 20 und 29 mit den neuen Texten sowie
eine Partitur der Bearbeitung nach Graun. Dieser Satz erfuhr für die Passion eine
grundlegende Umgestaltung (u.a. Kürzung um etwa die Hälfte der ursprünglichen Länge). Die Aufführungen an den Passionssonntagen fanden nach einem lange etablierten Rhythmus
in den Hauptkirchen Hamburgs statt. Weitere Aufführungen an Werktagen können ferner
in den Nebenkirchen angenommen werden.
Pasticcio mit Kompositionen von C. P. E. Bach, J. S. Bach, G. A. Benda, C. H. Graun
und G. A. Homilius, aufbauend auf der Matthäus-Passion 1769 (BR‑CPEB Dp 4.1). Das Titelblatt der Verlaufspartitur sowie die Stimmen benennen für die Aufführung
von 1777 folgende Sänger: Ebeling und Siemers (Vornamen unbekannt, Sopran), Johann
Heinrich Michel und Hartmann (Tenor) sowie Johann Andreas Hoffmann und Friedrich Martin
Illert (Bass). Die Namen des dritten Soprans sowie des Altisten sind unbekannt.
Text des Vokalwerks
1. Passionsbericht Satz 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23, 25, 27: Mt 26,36 bis 27,50 2. Choräle Satz 1: N. Decius, „O Lamm Gottes, unschuldig“, Strophe 1; Satz 6: A. Markgraf von Brandenburg, „Was mein Gott will, das g’scheh allzeit“, Strophe
1; Satz 10, 30: P. Gerhard, „O Haupt voll Blut und Wunden“, Strophe 6, 8; Satz 14, 22, 26: J. Heermann, „Herzliebster Jesu“, Strophe 1, 4, 7; Satz 18: J. Rist, „O Ewigkeit, du Donnerwort“, Strophe 7 3. Übrige Sätze Satz 2: Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769), „Passionslied“ (→ BR-CPEB H 1.14),
Strophe 1; Satz 4: B. Münter, Jahrgang 1760/61, Kantate zum 27. Sonntag nach Trinitatis, Satz
1 (Münter 1760/61 viertes Stück, S. 53); Satz 12: Balthasar Münter (1735–1793), Jahrgang 1760/61, Kantate zum Sonntag Invocavit,
Satz 1 (Münter 1760/61, zweites Stück, S. 85); Satz 8, 16, 20, 24, 28 und 29: Unbekannt.