Kantate zum 10. Sonntag nach Trinitatis mit dem Chor „Mein Heiland, meine Zuversicht“
BR‑CPEB Fp 37; H 830 (Chor); Wq 221 (Chor)
sonst. Verzeichnisse
NV 1790, S. 62 [7]; AK 1805 Nr. 100; Kat. Poelchau 1832, Bl. 27r, 13d; Kat. Reichardt 1815, S. 90 Nr. 9; Kat. Zelter 1832 C II 487/1364; Kat. Westphal, „Singstücke“ 4/9:
der Chor „Mein Heiland, meine Zuversicht“ war für die Aufführung im Rahmen einer Kantate
zum 10. Sonntag nach Trinitatis bestimmt. Die musikalischen Darbietungen an diesem
Sonntag waren in Hamburg traditionsgemäß St. Jacobi vorbehalten. Dieser Umstand deckt
sich mit der Orgelstimme, die um eine kleine Terz tiefer notiert ist, denn die Orgel
in St. Jacobi war damals im hohen Chorton gestimmt. D-B Mus. ms. Bach P 349 sowie
das Nachlassverzeichnis 1790 geben 1771 als Entstehungsjahr für diesen Chor an. Bei dem Chorsatz handelt es sich um eine Bearbeitung für Chor und Orchester des gleichnamigen
Sololieds BR-CPEB H 4/12 aus C. P. E. Bachs 1764 erstmals gedruckter Liedersammlung
„Zwölf geistliche Oden und Lieder“. Den Schluss änderte C. P. E. Bach gegenüber dem
Lied ab, weitete ihn aus, wobei er, wie der autographen Partitur zu entnehmen ist, erst mit dem zweiten Versuch zufrieden war. Der Chor entspricht harmonisch
und hinsichtlich der Außenstimmen dem Lied, der Orchesterpart lehnt sich an den Chorpart
an, fügt aber dem Stück durch das durchgehende Achtelportato in den Streichern ein
zusätzliches Ausdrucksmittel hinzu. Wiermann stellt die These auf, dass dieser Chor auch am 10. Sonntag nach Trinitatis
1781 u. 1786, als C. P. E. Bachs Eigenbeitrag im Rahmen der Aufführungen seiner Bearbeitung
von BWV 102, erklang (→ BR-CPEB Fp 28.2). Ihre Vermutung stützt sich auf die Angabe
„10 post Trinitatis“ auf der autographen Partitur (vgl. Wiermann 2001, S. 96). Zur Frage der Verwendung des Chores als Eingangssatz der zweiten Kantate am 4. Sonntag
nach Trinitatis 1784, ebenfalls in St. Jacobi, siehe BR-CPEB Fp 24.2. Laut Miesner 1929, S. 79, befand sich in der Bibliothek der Sing-Akademie zu Berlin
ein unvollständiges Textblatt, demzufolge „Mein Heiland, meine Zuversicht“ als Eingangschor
zur Kantate am 10. Sonntag nach Trinitatis 1787 gedient habe. Dieses Textblatt lässt
sich im heutigen Bestand der Sing-Akademie nicht mehr nachweisen.